Nachzuchten sind bei vielen Geckos kein Zeichen für eine gute Haltung.
Bei vielen Arten reicht es vollkommen, ein Männchen und ein Weibchen zu haben.
Solange man sie zusammen in zum Beispiel einen dunklen Schuhkarton steckt, dafür sorgt, dass sie nicht verhungern, werden sie sich vermehren.
Das ist leider so.
Grundsätzlich gehört für ein solches Experiment (und etwas anderes ist das in meinen Augen nicht), Erfahrung mit der jeweiligen Tierart dazu, um sofort erkennen zu können, ob die Tiere Symptome von Stress zeigen.
Bevor man dieses Grundwissen und das Gespür dafür nicht hat, ist von solchen Experimenten definitiv abzusehen.
Ich weiß, dass es reizt, solche außergewöhnlichen Terrarien zu haben, aber in den meisten Fällen kommt sowas dem Tier nicht zugute.
Ich träume seit sehr langer Zeit von einem Tisch-Terrarium, also einem Kasten, von allen Seiten aus Glas, mit einer Glasplatte oben drauf, einem Bachlauf und dergleichen, aber ich werde das niemals umsetzen, weil keines der Tiere, mit denen ich bisher Erfahrungen machen durfte (und das sind ein paar mehr Arten), eine solche Haltung auch nur annähernd ohne Stress aushalten würde.
Sogar meine Fauchschaben würde ich in so etwas nicht halten, und das sind nur Insekten.
Das Bedürfnis von nicht domestizierten Tieren nach Rückzug und Aus-dem-Wege-gehen-können ist so unsagbar groß, dass man das definitiv nicht unterschätzen sollte.
Gedankt wurde mir diese Entscheidung mit konstanter Vermehrung und unglaublicher Langlebigkeit von Arten, die bei geringstem Stresslevel schon eingehen.
Ich habe hier zum Beispiel ein Stenodactyls sthenodactylus Männchen, ein Wildfang von 2003. Als er gefangen wurde, war er schon adult.
Das Tier ist also über 10 Jahre alt. Die Literatur gibt als Lebenserwartung bei den Tieren 4-5 Jahre an.
Merkste was?
Auch meine Nachzuchten, die ich behalten habe, leben alle noch. Und der uralte Kerl ist ihr Vater.
Ich halte die Tiere aber auch nicht im Mindestmaß oder den empfohlenen Größen. Ich habe mich dazu entschlossen, für die Winzlinge ein gigantisches Becken zu bauen, und überschreite die Empfehlungen um das 3-fache.
DAS sind Haltungserfolge und ein Zeichen dafür, dass es den Tieren gut geht. Vermehrung ist einfach, langes Leben und vorallem ein gesundes Leben sind die Zeichen für den richtigen Weg.
Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass ich eine der wenigen Leute bin, die Leopardgeckos haben, die über 10 Jahre alt sind.
Oder meine Weißbauchigel, von denen die ältere das angegebene Höchstalter auch schon seit 3 Jahren überschritten hat.
Ich bin eine der wenigen Leute, die Ptychozoon kuhli im Terrarium gleiten haben sehen, weil ich mit meinem damaligen Lebensgefährten die Tiere in einem gigantischen 2 Meter Becken gehalten habe.
Genau das sagt mir, dass ich mit der Zurückstellung meiner Bedürfnisse nach geiler Optik (und zugegebenermaßen auch Wohnungsplatz) genau das richtige tue. Ich verlasse mich auf meinen Instinkt, was das angeht. Und der sagt mir, dass Tiere sich zurückziehen können müssen, dass die gerne auch scheu bleiben dürfen und das meine Bedürfnisse (abgesehen von meinem Bedürfnis, Exoten zu halten, zu pflegen und Wissen über sie zu bunkern) eben nur zweite Geige spielen sollten.
Das soll keine Kritik sein, sondern einfach nur zum Nachdenken anregen.